Petra Böing

Caritas-Sammlerin

Mein Name ist Petra Böing und ich bin im Februar bei den Caritas-Konferenzen im Erzbistum Paderborn als Referentin angefangen. Es ist nicht nur meine erste Stelle nach dem Studium der Caritaswissenschaft in Freiburg, sondern es war auch die erste Caritas-Sammlung für mich.

Mir war es ein Anliegen einen Einblick von der Basis zu bekommen und gemeinsam mit Ehrenamtlichen der Caritas-Konferenzen in ihre Arbeit vor Ort hinein zu schnuppern. Vorweg kann ich sagen, dass es zwei wirklich schöne Tage mit Frau Doris Koch und Frau Christel Eusemann von der Caritas-Konferenz St. Bonifatius Paderborn war, wofür ich den beiden herzlich danken möchte.

Ich hatte zuvor schon einige Bedenken, wie die Reaktionen an den Haustüren wohl sein werden. Ich malte mir schon Sätze aus: Spende für die Caritas? Das Bistum hat genug Kohle oder lesen Sie keine Zeitung? Von uns kriegen die nichts mehr! Ich habe mit der Kirche nichts am Hut (…) und und und. Diese Bedenken konnte ich recht schnell loslassen. Sicherlich sind die Reaktionen der Menschen unterschiedlich gewesen und nicht immer bin ich auf freundliche Gesichter gestoßen. Da kamen schon auch Sätze wie „Ich habe mit der Kirche nichts am Hut“, „An der Haustüre gebe ich nichts“, „Für Flüchtlinge gebe ich nichts, die bekommen schon genug“ oder schlichtweg „Nein Danke“.

Besuch bei einer Seniorin, die uns zu super leckerem Spritzgebäck eingeladen hat.Diese Reaktionen waren insofern weniger schlimm, weil ich ja wusste, wofür wir unterwegs sind: Für Menschen, denen durch diese Sammlung unbürokratische Hilfe zugesagt werden kann. Das überwiegt alle unfreundlichen Reaktionen und dennoch muss ich sagen, dass die Mehrheit der Menschen, bei denen wir anklingelten sehr freundlich und einladend waren. „Ach wie schön Sie zu sehen. Kommen Sie rein…“ hörte ich sehr oft und uns wurde nicht selten selbstgebackenes Spritzgebäck angeboten. Viele – meist Senioren und Seniorinnen – warteten schon auf die bekannten Gesichter von Frau Koch und Frau Eusemann. Schnell hatte ich das eigentliche Sammeln gar nicht mehr auf dem Schirm während wir unterwegs waren. Es waren die Begegnungen und die Gespräche, die im Vordergrund standen sowohl für mich als auch für die Senioren und Seniorinnen. „Glauben Sie, ich habe seit über zwei Tagen mit keinem mehr gesprochen“ macht wohl in besonderer Art und Weise deutlich, wie wertvoll für diese Menschen ein Besuch ist. Gespräche über den kürzlich verstorbenen Ehemann, wie sich dadurch das eigene Leben verändert hat, wie schmerzhaft dieser Verlust ist oder über die Gebrechlichkeit im Alter und die mit ihr einhergehende Einsamkeit, weil man nicht mehr vor die Tür kommt, sind eben Momente, die die Caritas-Sammlungen für viele Menschen zu einem großen Segen machen. Ich weiß jedoch nicht, wie es gewesen wäre, wenn Frau Koch und Frau Eusemann nicht dabei gewesen wäre. Jemanden hereinzubitten, hat ja auch viel mit Vertrauen zu tun. Die meisten Menschen in diesen Straßen kannten Frau Koch und Frau Eusemann, denn mit der Zeit lernt man die Menschen kennen, die hinter den verschlossenen Türen wohnen.

Besuch bei einer Seniorin, die uns zu super leckerem Spritzgebäck eingeladen hat.Durch die Sammlung erfährt man von vielen Schicksalen, die sonst in einer Gemeinde verborgen blieben. So begegnen Frau Koch und Frau Eusemann auch in notgeratenen Menschen, die nichts mit der Kirche zu tun haben, denen die Kirche aber ganz besonders nahe sein möchte. Das berührte mich in ganz besonderer Weise, denn das ist für mich ein starkes Stück Caritas. Für mich sind Frau Koch und Frau Eusemann Brückenbauerinnen und was mir von diesem Tag bleibt, sind die wirklich wunderbaren Erfahrungen und Gespräche durch die ich die Menschen näher kennenlernen durfte.  Für diese Erfahrungen bin ich sehr dankbar und das ist es auch, was mir in Erinnerung bleiben wird.

Petra Böing